Im Rahmen der schulischen Sucht- und Gewaltprävention, organisiert von den SchulsozialarbeiterInnen, durften in dieser Woche insgesamt ca. 600 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis 10 und eine 12. Klasse eine ganz besondere Veranstaltung erleben:
Sheriff for kids – Claudia Berger – war in 4 Realschulen plus des Kreises zu einem Schülervortrag zum Thema „Sucht, Mobbing und Gewalt“. In den 90minütigen Schülervorträgen, an denen erstmalig auch die LehrerInnen teilnehmen durften, schildert Claudia Berger ihre drastischen Erlebnisse aus der Zeit ihrer 18jährigen „Drogenkarriere“ – authentisch, ehrlich, ergreifend und teils erschreckend.
Ebenso klar und ehrlich verliefen die beiden Eltern-Informationsabende; zwar haben leider nur wenige Eltern das Angebot angenommen, größeres Interesse gab es dafür bei den Hauptamtlichen der Jugendarbeit des Landkreises und den Lehrer der jeweiligen Schulen.
Claudia Berger sensibilisiert durch ihre persönlichen Erfahrungsberichte, sie erreicht damit die Jugendlichen, klärt auf, warnt vor „Nachahmung“ und berichtet über die Auswirkungen und Konsequenzen ihres Handelns.
„Ich bin 46 Jahre alt, war 18 Jahre lang drogenabhängig, gewalttätig und vorbestraft.“ Als Claudia Berger beginnt über ihre Drogenkarriere zu berichten, wird es schlagartig still im Saal. Mucksmäuschenstill. Und das ändert sich auch die nächsten zwei Schulstunden nicht.
Aufgewachsen in einem sozialen Brennpunkt und gewalttätigem Umfeld, lernte Claudia Berger schon als kleines Kind zuzuschlagen, statt zu fragen. Zwar kickte sie sich im Fußball bis in die Mädchen-Nationalmannschaft hoch. Lob und Verständnis erfuhr sie jedoch nie – weder im häuslichen, noch im sozialen Umfeld. Stattdessen: Drohung, Schlägerei, Angst. Und Albträume, jede Nacht.
Als sie mit 17 Jahren aus Neugierde ihren ersten Joint rauchte, merkte sie nach den ersten vier Zügen, wie die große Last von ihr abfiel, „mir war auf einen Schlag alles egal“, stellte sie fest. Ziemlich schnell wurde die Droge für Berger zur Strategie, der Realität zu entfliehen – und schließlich zum Feind. Sie kiffte, kokste, sniefte, trank, warf sich Pillen ein, dröhnte sich zu.
Dass ein Freund aus ihrer Gang, der ihr sehr nahestand, während eines gemeinsamen Clubbesuchs an einer Überdosis „in meinen Armen verstorben ist“, ist ein Erlebnis, das die damals 19-Jährige heute noch belastet. Unter Drogen „wird man zu einem Stück Scheiße, ist zu Dingen fähig, die man sonst niemals tun würde, belügt und beklaut jeden – sogar die eigene Familie“, warnt sie die Schüler. Sieben Mal hatte sie eine Überdosis, die letzte vor elf Jahren, „ich kotzte mir die Seele aus dem Leib, pinkelte in die Hose“. Jedes Mal überlebte sie nur knapp.
Durch Zufall oder Schicksal schaffte sie es aus der Drogen-Misere heraus, machte kalten Entzug, ließ ihr altes Leben hinter sich, hat aber heute noch mit den Folgen zu kämpfen. Mit „Sheriff for Kids“ hat Claudia Berger ihre Lebensaufgabe gefunden, will mit ihren Erfahrungsberichten andere warnen.
Teilgenommen haben die Augustiner-Realschule plus Hillesheim, Grund- und Realschule plus Gerolstein, Graf-Salentin Realschule plus Jünkerath und 3-Maare- Realschule plus Daun mit FOS, in Gerolstein und Daun waren auch die Entlassklassen der Förderzentren Daun und Gerolstein beteiligt.
Dies war bereits der 3. Besuch von Sheriff for Kids in der Eifel, wobei in diesem Jahr die besondere Herausforderung darin bestand, die Veranstaltungen gemäß der aktuellen Corona-Verordnung durchzuführen. Alle Teilnehmenden wurden vor der Veranstaltung getestet, es galt Maskenpflicht und die Klassen wurden mit dem nötigen Abstand getrennt platziert – es hat geklappt!
Zusätzlich zu den Schulvorträgen war Claudia Berger an einem Nachmittag zu Gast im HdJ Daun und bot Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch und einem Praxisangebot im JuDockZ Dockweiler in Kooperation mit der Kreisjugendpflege.
Ein besonderer Dank gilt hier der Klaus-Thiering Stiftung. Zwar werden solche Präventionsveranstaltung mit Fördermitteln des Landes unterstützt, jedoch ohne zusätzliche Mittel wäre es für die Schulen nicht möglich, ihren Schülerinnen und Schülern diese wichtigen Erfahrungen zu ermöglichen.